Vorsichtig schaute ein kleines blaues haariges Wesen durch einen Türspalt. Seine großen glitschigen Augen beobachteten einen kleinen zehnjährigen Jungen, der tief und fest schlief. Der Name des Jungen war Max, ein Schüler der fünften Klasse. Es war Samstag und mitten in der Nacht. Das kleine blaue Wesen stand oft nachts im Kinderzimmer von Max und schaute ihn an. Er wollte ihm nichts Böses, sondern war eher neugierig.
Max war bereits jetzt ein begnadeter Fußballspieler und in seiner Klasse sehr beliebt. Er hatte viele Freunde, die ihn bei jedem Spiel anfeuerten. Das kleine haarige Wesen, das auf dem Namen Egon hörte, hatte sich letztes Wochenende im Kleiderschrank unter alten Sporttrikots versteckt und belauschte die Geburtstagsparty von Max. Viele Freunde hatten ihn besucht und feierten seinen Geburtstag mit ihm.
Egon hatte keine Freunde, genau genommen durfte niemand wissen, dass es ihn gab.
Kleine blaue haarige Monster mit spitzen Zähnen waren in der Welt der Menschen nicht gern gesehen und Egon war es gewohnt, dass sich Kinder sofort unter ihrer Decke versteckten, sobald sie ihn sahen. Deshalb zog das kleine Monster vor, lieber allein zu bleiben.
Allein zu sein hatte aber auch seine Vorteile. Egon konnte den ganzen Tag schlafen und musste niemandem erklären, was er jeden Tag tat. Nachts konnte er frei durch das Haus schleichen, Sachen aus dem Kühlschrank klauen und heimlich im Wohnzimmer fernsehen. Nur Manchmal, wenn Herr Furcht spät in der Nacht von der Arbeit kam, musste sich Egon schnell verstecken. Oft war Herr Furcht aber viel zu müde und bemerkte das kleine Monster nicht. Auch die Mutter von Max war erst nachmittags zuhause. Sie und Herr Furcht hatten Jobs, die sie zeitlich ziemlich einspannten. Trotzdem waren Max’ Eltern liebevoll und fürsorglich. Egon wusste nicht, wer seine Eltern waren oder gar, ob sie einen Job hatten.
Er konnte sich an nicht sehr vieles aus seiner Vergangenheit erinnern. Er hatte bereits viele Jahre auf dem Dachboden dieses alten Hauses, oben in einem Kleiderschrank, gewohnt.